Unwissenheit

Unwissenheit zuzulassen ist die Voraussetzung, um Fragen unvoreingenommen beantworten zu können.

Unwissenheit gegenüber anderen vertreten zu können, ist die Voraussetzung, um gemeinsam nach Lösungen suchen zu können.

Wenn ich dieses Thema im Bekanntenkreis anspreche, bin ich immer wieder überrascht, wenn die Meinung vertreten wird, dass ein Professor gegenüber seinen Studierenden unmöglich seine Unwissenheit darstellen könne. Ich stimme dar in überein, dass der Professor seine Veranstaltung auch leiten sollte. Dass er damit eine Führungsrolle innehat, die Kompetenzen erfordert und die er auch haben sollte. Das Problem der sachlichen Unwissenheit lässt sich aber relativ
einfach lösen, indem eine leichte Akzentverschiebung in der Sichtweise auf die Professorenrolle vorgenommen wird. Wenn Unwissenheit da ist, dann aus guten Grund. Diese Gründe lassen sich benennen. Die Unwissenheit und ihre Ursachen werden zum Thema und zum Aufhänger für eine Suche nach Antworten. Die Antworten werden sich allerdings möglicherweise nur langsam finden lassen. Dies führt zu einer weiteren wichtigen Fähigkeit: Mit der erkannten Unwissenheit leben können. Wenn wir eine sachorientierte Diskussion haben wollen, dann sind die Themen, die wir nicht erklären können, auch als solche zu benennen. M. E. kommt uns Wissenschaftlern eine besondere Rolle zu als Experten des Wissens und damit eben auch des Nicht-Wissens, derUnwissenheit. Es gibt immer wieder Gespräche, in denen ich dutzendfach erläutere, warum es noch unbekannt ist, wie ein Kreditgeldsystem funktioniert. In solchen Gesprächen wird jeder Fachterminus, hinter dem Sachverstand vermutet werden könnte, als Beruhigungspille gern genommen. Für Politiker, denke ich, stellt sich die Situation nocheinmal verschärft da. Wir können dazu beitragen, die Situation zu entspannen und eine sachorientierte Diskussion zu ermöglichen.
 
 

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