Sparen und seine undurchschauten Folgen

Die Wirkungen des Sparens lassen sich mit einem kaum verstandenen Geld nicht verstehen – und nicht sinnvoll steuern

Sparen und seine Wirkungen

Sparen wirkt auf drei Ebenen:

    1. Sparen in Geld des einen bedeutet weniger Geld / Verschuldung des anderen.
    2. Sparen ergibt bei passenden Umständen Freiraum für Investitionen.
    3. Zu bedenken sind ferner die Effekte auf das Geldsystem: Wie gespart wird und wie sich verschuldet wird, wirkt unterschiedlich auf die umlaufende Geldmenge.
Sparen in den gelehrten Modellen

Das keynesianische Modell betrachtet die Wirkung von Sparen in einem in Buchwerten dargestellten Kreislauf. Wenn jemand Einkommen spart, dann geht das Einkommen des nächsten entsprechend zurück und der Kreislauf ist etwas kleiner geworden. Viel tiefer geht die Analyse jedoch nicht. So wird der betrachtete Kreislauf über sogenannten autonomen Konsum oder autonome Investitionen auf einem Mindestumfang gehalten – ohne in dem Modell zu klären, woher diese autonomen Mittel kommen.

Im neoklassischen Modell wird von einer optimalen Allokation und Vollbeschäftigung ausgegangen. Mehr Sparen beeinflusst daher nicht die Höhe des Einkommens. Sparen bedeutet in diesem Modell, dass Konsum durch Investitionen ersetzt werden.

Weder das eine noch das andere Modell kann den Vorgang des Sparens umfassend nachvollziehen. Mit umfassend meine ich, dass die Geldspähre mit ihren Institutionen enthalten ist, dass es eine reale Spähre der Güter und Produktion gibt und dass die Geld- und die Realsphäre über Märkte in einem Marktprozess miteinander interagieren. Eine wirklichkeitsfremde Annahme des neoklassischen Modelles ist beispielsweise, dass Investitionen mit Spartätigkeit von Haushalten finanziert werden müssen. In unserem Geldsystem können Geschäftsbanken das Geld für Kredite selbst schöpfen.

Indiz aus der wirtschaftspolitischen Debatte

Falls Du mit der wirtschaftswissenschaftlichen Debatte nicht vertraut bist, habe ich noch ein Indiz dafür, dass offene Fragen existieren: Seit 50 Jahren werden in der wirtschaftspolitischen Debatte 2 sich wechselseitig ausschließende Argumente vorgetragen. Dass das so seit 50 Jahren ist, zeigt, dass eine Theorielücke seit 50 Jahren unverändert existiert:

    1. Sparen, damit investiert werden kann
    2. Nicht Sparen, eher Verschulden, damit die Nachfrage gestützt wird. Und mit der Nachfrage auch die Investionen.

Beide Argumente sich nachvollziehbar:

    Zu 1. Wenn ich alle Ressourcen für den Konsum verwende, kann ich nicht investieren.
    Zu 2. Wenn gespart wird, wird weniger ausgegeben. Eine rückläufige Nachfrage führt auf Seiten der Unternehmen eher zu einer Investitionszurückhaltung.

Wenn beide Argumente stimmen, aber sie sich wechselseitig ausschließen, dann bedeutet das, dass beide Positionen Spezialfälle oder Aspekte eines größere Zusammenhangs sind. Diesen gilt es zu entdecken. Alternativ können die beiden bekannten Positionen endlos wechselweise vorgetragen werden.

Wichtige Themen im Zusammenhang mit dem Sparen
  • Staatsverschuldung
  • Rentenversicherung
  • Konjunktur
  • Wachstum im Hinblick auf Beschäftigung
  • Wachstum im Hinblick auf die Einkommens- und Vermögensverteilung
  • Wachstum im Hinblick auf die Wachstumssteuerung in Harmonie mit den natürlichen Ressorcen

Das sind allesamt wichtige wirtschaftpolitische Fragen, bei denen auf der Grundlage von Argumentationsfragmenten ohne Überblick die Rahmenbedingungen für unsere Wirtschaft gesetzt werden.

 

Links

Siehe zu einer Diskussion der vorhandenen Theorien auch den Themenbereich „T7: Theorievergleiche„.

Dass die Geldvermögen des einen die Schulden des anderen sind, wird immer wieder von Heiner Flassbeck in Erinnerung gerufen (www.flassbeck-economics.de). Er erklärt mit dieser Erkenntnis insbesondere die Schieflage in der Eurozone.

Die unverstandene Welt der Banken
Eine Einführungsreihe zur Funktionsweise des Bankensystems.
 
 

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