Zum Begriff: Kredit

Eine Erweiterung des Blicks für die Prozessmodellierung.


Als ich mich an die EEWCO-Modellierung von Krediten gemacht habe, hatte ich folgende Vorstellung von Krediten in Modellen:

Ein Kreditnehmer bekommt von einem Gläubiger eine bestimme Summe zu einem bestimmten Zins für eine bestimmte Dauer geliehen. Im Zins ist ein Ausfallrisiko mit eingerechnet.

Diese Anschauung von Krediten habe ich auch meinen geplanten Modellen zugrunde gelegt. Allerdings habe ich immer ein ungutes Gefühl gehabt, wenn ich an Kreditausfälle gedacht habe. Dies erschien mir als unkalkulierbare Sondersituation und ich habe mich gefragt, wie solche Situationen in der Modellbildung eingefangen werden können. Dann habe ich in dem Buch von C. M. Reinhardt und K. S. Rogoff „This Time is Different, Eight Centuries of Financial Folly“ (Princeton 2009) gelernt, dass jedes Jahr im Schnitt 5% der Staaten bankrott sind. Daraufhin haben sich meine Modellierungsbedenken aufgelöst, durch folgenden Zusatz zur Beschreibung von Kreditbeziehungen:

Der Kreditnehmer kann in jeder Periode des laufenden Kredites abwägen, ob und in welcher Höhe er Zins und Tilgung leistet.

Dies ergibt sich aus den materiellen Gegebenheiten eines Vertrages, dessen vereinbarte Leistungen sich über einen längeren Zeitraum erstrecken. Haben wir es mit Schuldnern zu tun, die einen Refinanzierungsbedarf haben, dann haben auch die Gläubiger Einfluss auf die planmäßige Erfüllung der vereinbarten Zahlungen:

Die Gläubiger entscheiden darüber, ob sie die Kredite revolvieren. Damit entscheiden sie über die Zahlungsfähigkeit des Schuldners und seine Möglichkeiten ausstehende Forderungen zu begleichen.
 
 

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